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DIE NARREN

 

Unter "Narren" verstand man im Mittelalter Menschen, die sich außerhalb der herrschenden Gesellschaftsordnung bewegten und weder den christlichen Glauben, noch die kirchlichen Gesetze beachteten.

 

Man unterschied zwischen "natürlichen Narren" und "Schalknarren". "Natürliche Narren" waren jene Menschen, die von Natur aus eine körperliche oder geistige Behinderung aufwiesen und damit nach Volksmeinung von Gott gekennzeichnet bzw. bestraft wurden. Ein altes Sprichwort dazu lautete: "Hüte dich vor den Gezeichneten!"

 

”Schalknarren" waren jene Personen, die sich zur Unterhaltung und zum Gaudium von Publikum auf Straßen oder Jahrmärkten närrisch gebärdeten und in überzeichneter Form ein unzulängliches oder eigenwilliges Verhalten von Personen und/oder der Gesellschaft kritisch anprangerten.

Einige wenige dieser mittelalterlichen Narren betrieben ihr närrisches Wirken jedoch weniger aus Geltungsdrang, als vielmehr als ein Aufbegehren und Kritik gegen das damalige politische und geistliche System. Till Eulenspiegel war z.B. einer jener "Systemkritiker". Dieser Außenseiter war ein "homo emunctae naris", also ein Mensch mit scharfer Beobachtungsgabe, der seine Nase (lat. Naris) in alle Dinge steckt.

 

Aus dem Althochdeutschen "narro" entwickelte sich schließlich das neuhochdeutsche Wort "Narr". Manch weltlicher oder geistlicher Herrscher hielt sich einen oder sogar mehrere "Hofnarren", die das "Ohr am Volk" hatten und die ihre Meinungen, Forderungen und Wünsche in kritischer und launiger Form ungestraft wiedergeben durften. Die Hofnarren wurden entlohnt bzw. verdienten sie bei Hof ihr Essen (ihr Brot) und wurden daher auch "gebrodete Narren" genannt.

Einer der bekanntesten Hofnarren österreichischer Herkunft war Joseph Fröhlich aus Bad Aussee. Er stand lange Jahre im Dienst von August dem Starken, dem Kurfürsten von Sachsen und verbrachte schließlich seinen Lebensabend als angesehener Bürger in seiner Heimatgemeinde.

 

Auch auf den Theaterbühnen waren oft pfiffige Narrengestalten zu finden. Dies war in der italienische Commedia dell arte der "Arleccino" (Harlekin) und der "Bajazzo", auf den Wiener Volksbühnen der "Hans Wurst".

 

Im vorigen Jahrhundert wandelte sich der Ausdruck "Faschingsnarr" für jene Gruppe von Menschen, die sich während der Faschingszeit in Gemeinschaften dem Frohsinn und der Fröhlichkeit widmen. Es entstanden Brauchtumsgruppen und Carnevalsgesellschaften (Faschingsgilden, Faschingsgesellschaften, Funkenzünfte u.v.a.), die es sich zur Aufgabe gemacht haben, altes Brauchtum zu pflegen oder wieder aufleben zu lassen. Seit dieser Zeit wird der Fasching durch Faschingssitzungen, Umzüge und ähnliche Veranstaltungen den Menschen nahe gebracht.

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